„Es gibt keine Jausengegner mehr“. Diese tausendmal gehörte Binsenweisheit wird mittlerweile in fast ganz Europa beherzigt, einzig in Dänemark verharrt man offensichtlich noch in alten Handlungsmustern. Und so walzte eine B-Elf unseres WM-Qualifikationsgegners die arme und ohnedies eher flache Republik Moldau völlig platt und gewann mit 8:0. Österreich hingegen ließ sich von dieser penetranten und antiquierten Auslegung brutalen Ergebnisfussballs nicht irritieren und fügte den Mannen von den Färöer Inseln eine erträgliche und gesichtswahrende 3:1-Niederlage zu. „Fasten-Fußball“ oder „Fast-Fußball“ könnte man die gestrige Darbietung knapp und nüchtern umschreiben.
In die Geschichte wird diese Begegnung aber dennoch eingehen. Erstmals in Österreichs fast 120-jähriger Länderspiel-Historie wurde das Match von einer Frau geleitet. „Du hältst Dich mit deinen Bemerkungen zurück“, mahnten Gattin und Tochter schon beim Abendbrot. „Selbstverständlich!“, erwiderte ich kauend. „Ich werde mich fürwahr wie ein Gentleman verhalten! Außerdem freue ich mich wirklich, dass man das fußballerische Adelsprädikat der „schwoazen Sau“ erstmals zoologisch völlig richtig und gendergerecht anbringen kann“.
Schwupps, schon waren Gattin und Tochter empört entschwunden, und so war die ukrainische Schiedsrichterin Kateryna Monsul die einzige Frau in meinem abendlichen Wohnzimmer. Österreich startete als Favorit, schließlich hatten wir gegen die Färöer Inseln schon seit 30 Jahren nicht mehr verloren. Wie immer begannen wir mit einer furiosen Auftakt-Viertelstunde, um kurz darauf einen brutalen Leistungsverlust zu erleiden. Dieses Muster zieht sich nun schon seit rund 25 Jahren durch unser Spiel, egal ob es gegen Brasilianer oder Färinger geht. Prompt gingen die Gäste in Führung. Hier machte Kateryna allerdings ihren einzigen Fehler. Sie übersah, dass der dreieinhalb Meter große Riese Nattestad den kleinen LASK-Recken Trauner einen halben Meter ins Wiener Geläuf drückte und – auf diese Weise komfortabel abgestützt – den Ball bequem ins Netz nicken konnte. Die Rache folgte auf dem Fuß, noch in der ersten Spielhälfte drehten wir die Partie. Der neuerliche Leistungsabfall in den zweiten 45 Minuten sei verziehen, schließlich war man mit dem Kopf schon bei der Mittwoch-Begegnung. Spätestens dann werden die Dänen (hoffentlich) erkennen: „Es gibt keine Jausengegner mehr!“