Was hätte das letzte Spiel der Nations League gegen Slowenien für ein Fußballfest werden können! 46.000 Fans waren über weite Strecken dieser Begegnung bezaubert vom furiosen Spiel der Österreicher. Nach dem verdienten Führungstreffer schien es nur mehr eine Frage der Zeit, um einen glorreichen und deutlichen Sieg einzufahren. Doch es kam leider anders…
Erst wenige Tage war es her, dass Rangnicks Team im fernen Kasachstan den Gegner an die Wand gespielt hat. Die damals in blütenweißen Dressen auftretenden Österreicher hatten früh die Voraussetzungen für einen stets ungefährdeten Erfolg geschaffen. Im wichtigen Abschluss-Spiel gegen Slowenien war das anders. Zum einen trat diesmal der Gegner in der Farbe der Unschuld auf, während sich das Heimteam eine eher skurrile 50-Jahre-Zusammenarbeitsjubiläumspanier des Ausrüsters aufschwatzen hatte lassen, welche unsere Mannen eher wie Rugbyspieler aus dem späten 19. Jahrhundert aussehen ließ. Zum anderen konnte man diesmal eine rasch erarbeitete Führung trotz durchgehenden Powerplays nicht und nicht ausbauen. Aber der Reihe nach!
In der Anfangsaufstellung unseres Teams fanden sich wieder Arnautovic und Sabitzer, im Tor stand Pentz statt Schlager. Die ersten Minuten des Spiels verliefen eher unspektakulär, auch wenn Österreich von Beginn an feldüberlegen war. In der 14. Minute lief Laimer plötzlich alleine auf den Tormann zu, brachte aber nur einen recht ungefährlichen Roller zustande. Danach drehte das Heimteam so richtig auf und erspielte sich Gelegenheit um Gelegenheit. Dennoch entstand der Führungstreffer in der 27. Minute kurioserweise aus einer klassischen Kontersituation. Wöber, ein Meister des Umschaltspiels, passt den Ball noch in der eigenen Spielhälfte zu Baumgartner, der gibt nach rechts außen zum ideal postierten Romano Schmid, welcher sich in den Strafraum tankt und überlegt einschießt. Das Publikum ist begeistert und wird Zeuge einer permanenten Drangphase der Österreicher, die spätestens in der 35. Minute alles klarmachen hätten können. Baumgartner erhält in einer für alle unübersichtlichen Spielsituation den Ball im Strafraum, scheitert aber am weltberühmten slowenischen Goalie Jan Oblak. Nach all diesen herzergreifenden Offensivszenen mochten weder Zuschauer noch Fans – trotz knapper Pausenführung – an etwas anderes als einen neuerlichen Kantersieg glauben.
Galerie und Galeere
Nach Wiederanpfiff legte Österreich noch ein Schäuferl nach. Erneut fanden sich Chancen zuhauf, welche an dieser Stelle gar nicht einzeln beschrieben werden können. Doch das energische und temporeiche Spiel nahm mehr und mehr den Charakter einer Exhibition an. Arnautovic, Sabitzer und Co spielten nun eher für die Galerie. Wie auf einer Galeere hingegen, wenn auch freiwillig, schufteten die Innenverteidiger Wöber und Lienhart, welche nicht nur hinten felsenfest standen, sondern oft und oft auch Offensivsituationen einleiteten. Und dennoch bekam im Laufe des Spiels nicht nur Fernsehkommentator Michael Liendl ein mulmiges Gefühl. Man ferserlte und volierte, zeigte Zauberstück um Zauberstück, brachte den Ball aber nicht ins Netz. So wandelte sich schließlich die als prunkvoller Schluss-Stein der Nations League gedachte Partie in eine der ärgerlichsten unentschiedenen Begegnungen aller Zeiten. Die Slowenen, fanden in der 81. Minuten eine der ganz wenigen Gelegenheiten des ganzen Spiels vor. Sie machten das, was die Österreicher sträflich verbsäumt hatten: Schnörkellos und ohne Schnickschnack vollendeten sie den Spielzug und trafen durch Gnezda Cerin zum bitteren 1:1, dem die geschockte Heimelf in den letzten Spielminuten nichts mehr entgegensetzen konnten, obwohl Baumgartner noch eine Top-Chance vorfand.
Meine Herren, das soll uns eine Lehre sein! Zwischen Top-Performance und Hybris, welcher der Fall folgt, ist es offensichtlich nur ein kleiner Schritt. Man wollte, zaubern und bezaubern, und hat sich schließlich ordentlich verzaubert. Der direkte Wiederaufstieg in die Nations League wurde verspielt. Das ist auf den zweiten gar nicht so ein großes Malheur, denn zum einen gibt es im Frühjahr noch eine Relegationschance, zum anderen ist die heran dräuende Qualifikation für die WM 2026 ohnedies jener Wettbewerb, welchem das absolute Hauptaugenmerk gelten muss. Wir wollen also den Zauberstab nicht über unser Team brechen, aber so etwas wie gegen Slowenien darf nie wieder passieren!