Von Schlaftherapeuten und Turnbefreiten

Durch einen souveränen Auswärtserfolg gegen Kasachstan, der durchaus noch höher hätte ausfallen können, hat Österreich den Wiederaufstieg in die höchste Nations League-Klasse wieder selbst in der Hand. Ein Sieg im letzten Heimspiel am Sonntag gegen Slowenien ist aber dennoch Grundvoraussetzung dafür.

Michael Gregoritsch sorgte mit einem wunderschönen Freistoßtor für den 2:0-Endstand. Foto: Tschutti

Kasachstan hat schon viele Spitzensportler und Olympiasieger hervorgebracht. Immerhin 16 Goldmedaillen in den verschiedensten Sportarten konnten die Töchter und Söhne des größten Binnenstaates der Erde in den letzten 30 Jahren erringen. Im internationalen Fußball hat man noch wenig nennenswerte Erfolge vorzuweisen. Noch am bekanntesten vom ganzen kasachischen Fußballnationalteam ist hierzulande Trainer Stanislaw Tschertschessow, der einst in rosigeren Tiroler Fußballzeiten das Innsbrucker Tor hütete. Dieser grimmig wirkende, und doch freundliche Mann hatte im Vorfeld der Nations League-Begegnung in Almaty eine große Leistungssteigerung seiner Mannen gegenüber dem Hinspiel in Wien prophezeit, seine Prognose trat allerdings nicht ein.

Österreich hatte sich auf verschiedenste Weise auf diese Begegnung vorbereitet. Zum einen auf hochprofessionelle Manier, als ginge man in ein WM-Finalturnier, mit klarem Zeit- und Trainingsplan und einer eigenen Schlaftherapeutin, um ja nicht in die Zeitverschiebungsfalle zu gleiten und so den kostbaren Fußballerkörpern unnötige Energie und Kraft zu entziehen. Auf der anderen Seite war den erstaunten heimischen Fußballfans im Vorfeld des Spiels wieder einmal eine typisch österreichische Fußballposse geliefert worden. Auf offener Bühne hatte sich ein verbaler Clinch zwischen Nationalhelden Ralf Rangnick und den um eine Spur weniger beliebten und bekannten ÖFB-Spitzenfunktionären entfaltet. Dies brachte einige Unruhe, wir wollen hier nicht Partei ergreifen, nur den nicht mundunflinken Ex-Kicker Frenkie Schinkels zitieren, welcher die Verbandsmänner dem Begriff „Turnbefreite“ hänselte.

Turnbefreit, um nun endlich zum Spiel Kasachstan gegen Österreich zu kommen, war in dieser Begegnung über weite Strecken einzig unsere Tormann Alexander Schlager, welcher, abgesehen von der Bändigung eines Weitschusses des Kasachen Asqat Tagybergen, einen sehr geruhsamen Sportabend verbrachte. Seine Teamkollegen hingegen entwickelten von Spielbeginn an jenes aktive und energische Spiel, welches in den letzten Monaten sehr oft unser Erfolgsgarant war. In den ersten Minuten geriet der Spielfluss durch etliche Schlampereien noch wiederholt ins Stocken, danach aber lief es für unsere Elf, die ohne Arnautovic und Sabitzer ins Match gegangen waren, wie geschmiert. Nach einer wunderschönen Aktion zwischen Gregoritsch, Posch und Baumgartner tanzte „Baumi“ die kasachische Verteidigung aus und landete in der 15. Minute den bildhübschen Führungstreffer. Zehn Minuten später kam es bereits zur spielvorentscheidenden Szene. Torschütze Baumgartner brach durch die gegnerische Abwehr und konnte von Verteidiger Marochkin nur durch ein Foul gestoppt werden. Der rumänische Schiedsrichter zückte die rote Karte, was aus Sicht des Chronisten eine sehr harte Entscheidung war. Wäre es gegen Deutschland gegangen, wäre in unserem Nachbarland wohl wieder eine mächtige Online-Petition aus der Taufe gehoben worden. Aber gut, wie es im Fußball oft so geschieht, folgte die doppelte Bestrafung. Der aus dem Foul resultierende Freistoß knapp 20 Meter vom Tor entfernt, wurde von Michael Gregoritsch, den man üblicherweise meist im gegnerischen Strafraum verortet, mustergültig zu einem Treffer veredelt.

Wer sich hernach ein Fußballfeuerwerk erwartete, gehört nicht unbedingt zu den größten Zweckrealisten des österreichischen Fußballfantums. Das 2:0 war genau das, was man gebraucht und erhofft hatte, demzufolge fehlte der letzte Biss um nachzulegen und quasi die Lilie noch zu vergolden. Dennoch hätte der Sieg auch höher ausfallen können, doch Schmid und Adamu fehlte jenes Glück, welches man an diesem Abend gar nicht wirklich brauchte.

Durch diesen souveränen Auswärtserfolg hat Österreich den Wiederaufstieg in die höchste Nations League-Klasse wieder selbst in der Hand. Ein Sieg im letzten Heimspiel am Sonntag gegen Slowenien, das im Parallelspiel gegen die mit uns punktegleichen Norweger mit 1:4 unterging, ist aber dennoch Grundvoraussetzung dafür.

Bis dahin können wir österreichischen Fußballfans durchaus gut ruhen, auch ohne Schlaftherapeuten!

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