Vor der Frauen-EM ist vor der Gleichberechtigung

Dass dieser Artikel überhaupt noch geschrieben werden muss, drückt eigentlich schon das ganze Dilemma aus, in dem der Damenfußball nach wie vor steckt, beziehungsweise, nicht der Damenfußball steckt in diesem Dilemma, sondern all jene Kommentatoren und „Fußballfans“ (gendern obsolet, es handelt sich fast ausschließlich um männliche Personen), die noch immer zwischen Frauen- und Männerfußball unterscheiden, die die Meinung vertreten, Frauenfußball wäre gar kein richtiger Fußball.
Auch ich muss mich an der eigenen Nase nehmen, habe ich doch auch noch vor 20 Jahren die Sinnhaftigkeit fußballspielender Frauen in Frage gestellt. Aber man darf klüger werden, niemand verbietet einem seine Meinung zu diesem Thema zu ändern, außer die eigene Borniertheit und der inoperable männliche Wurmfortsatz. Haben wir wirklich Angst, dass uns eine letzte Bastion der männlichen Selbstbestimmung genommen wird? Ich kann euch beruhigen, meine Freunde, das ist schon längst passiert, und das ist gut so!
Niemand würde zwischen Frauen- und Herrentennis unterscheiden, zwischen Frauen- und Herrenvolleyball, niemand zwischen Frauen- und Herrenschwimmen. Es ist Tennis, Volleyball und Schwimmen! Aber vielleicht ist der Vergleich mit dem Herrenfußball ja ein großes Kompliment für den Frauenfußball, ständig am mächtigsten Teamsport der Welt gemessen zu werden.
Auf unsere Ankündigung, uns verstärkt über die bevorstehende Fußball-EM der Damen berichten zu wollen, bekamen wir interessante und unerwartete Antworten zu hören. Filtert man die dümmlich-schlüpfrigen heraus, bleibt der Grundtenor: „Wir warten lieber auf richtigen Fußball!“.
Was ist richtiger Fußball? Denkt man das konsequent zu Ende, dann muss man zugeben, je tiefer man in die schaurigen Abgründe des Amateurfußballs hinabsteigt, umso weiter entfernt sich das dort Dargebotene von der ursprünglichen Spielidee des edlen und erhabenen Fußballsports. Erreicht man schließlich die niedersten Kasten, dann ähnelt das Derby der 2. Klasse Waldviertel Thayatal SV Eisgarn gegen den SV Union Japons am ehesten einer Kirtagrrauferei mit Ball. Aber immerhin mit männlicher Dynamik.
Yee-haw!
Würde man einen Fan des SV Eisgarn fragen, um welche Sportart es sich hier handelt, würde er selbstverständlich „Fußball“ sagen, dem österreichischen Frauennationalteam würde er diese Einschätzung freilich nicht zugestehen. Also an wem liegt’s? An unbelehrbaren steinzeitlichen Chauvi-Dinos, oder an den Damen, die mit den gleichen Ambitionen und mit der gleichen Leidenschaft dem gleichen Sport nachgehen, wie die Männer.
Freuen wir uns also auf die bevorstehende Fußball-EM der Frauen, drücken wir unseren Mädels die Daumen. Los geht’s für uns gleich im Theater der Träume vor 75.000 Zuschauer*innen. Fiebern wir mit, auch Farnberger & Simon werden die EM entsprechend begleiten und nehmen wir es als das, was es ist, nämlich eine Fußball-Europameisterschaft.

Verfolge unseren Blog auf Facebook: